Kühlanlage für Zahnarztbohrer
Sindelfinger Schüler zeigen ihre Arbeiten an der Fachschule für Automatisierungstechnik und Mechatronik der Gottlieb-Daimler-Schulen. Eine Maschine geht bald in Serie. Von Günter Scheinpflug
Tobias Hein strahlt über das ganze Gesicht. Der 27-Jährige hat mit drei Klassenkameraden eine Hochdruck-Kühlmittelanlage gebaut, die ihnen die Pforzheimer Firma Benzinger quasi aus den Hinden reißen wird. Der Prototyp wird von dem Präzisionsmaschinenbetrieb optimiert und geht später für den Markt in Serie. Die vier gehören zu den rund 70 Fachschülern für Automatisierungstechnik und Mechatronik an der Gottlieb-Daimler-Schule (GDS) 2 in Sindelfingen, die ihre Arbeiten auf einer Technikermesse der GDS 2 präsentierten.
"Wir haben für die Entwicklung der Maschine etwa 800 Stunden benötigt", berichtet Tobias Hein. Die Grundlagen lieferte die Firma Benzingen „Man gab uns vor, wie so eine Maschine aussehen könnte", erläutert der Fachschüler. der wie die anderen ein Abschlusszeugnis als staatlich geprüfter Techniker anvisiert. Hein, der bereits eine Ausbildung zum Mechatroniker absolvierte, hat sich mit seinem Klassenkameraden Michael Keller um die Software und die Systemsteuerung der Maschine gekümmert. Die anderen beiden Projektteilnehmer, Marcel Kopp und Eric Vanairsdale, waren für die Mechanik und die Elektronik zuständig.
Volker Utz, der Leiter Elektro- und Steuerungstechnik bei der Firma Benzingen der das Projekt begleitete, ist begeistert „Die Schüler haben echt etwas geleistet." Schließlich galt es, den Antrieb der Pumpe mittels Drehstrommotor funktionstüchtig zu machen und mit den Ventilen und Temperatursensoren für den gewünschten Durchfluss des Kühlmittels zu sorgen. „Mit Hilfe der Maschine werden Kugellagerrollen gefertigt, Zahnräder, sogar Gestänge für Zahnarztbohrer", berichtet Michael Keller. Die Firma Benzinger hat überdies längst ein Auge auf den Nachwuchstechniker geworfen. Anfang September tritt Keller dort eine Stelle als Softwareentwickler und Programmierer an. Auch Tobias Hein hätte wohl bei der Pforzheimer Spezialfirma einen Arbeitsplatz erhalten. Doch dem Sindelfinger ist der Weg dorthin zu weit. "Wir könnten noch ein, zwei Fachkräfte einstellen", sagt Volker Utz. Aber den Mangel an geeignetem Nachwuchs bekommt auch die Firma Benzinger zu spüren.
Schon fest engagiert sind die beiden Frauen, die in diesem Jahr die Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker an der GDS 2 absolvierten. Eine von ihnen, Tabea Kraenzmer, arbeitet bereits bei Porsche. Sie hat mit ihren Mitschülern eine Fertigungszelle für einen interaktiven 3D-Drucker entwickelt Das Projekt begleitete Heinz Ulmer vom Jugendforschungszentrum. Anders als die Kühlmittelanlage soll der Drucker der Schule erhalten bleiben.
Ihr Vater habe sie schon als junges Mädchen für Oldtimer begeistern können und daran herumgebastelt, berichtet Tabea Kraenzmer. Daher gehre auch ihr Interesse an der Automobiltechnik. "Wenn Frauen schon früh damit in Berührung kommen würden, gäbe es mehr, die einen solchen Beruf ergreifen", sagt die Fachschulabsolventin, die bei Porsche eine Lehre als Industriemechanikerin machte. Nach Azubis hält auch die Firma Benzinger Ausschau. Bis 2010 sei man auftragsmäßig ausgelastet, sagt Utz. Demnächst gelte es die Hochdruck-Kühlmittelanlage zu vermarkten. Diese werde dann wohl für 250 000 Euro angeboten.