Gesellenstückausstellung vom 18.-22. Juli

Schreiner mögen es schräg

Schräg nicht in der Wortbedeutung des schrägen Vogels, sondern das schräg in der Geometrie. Dabei meint schräg im Schreinersinne alles abseits des Rechtwinkligen. Und schräg bedeutet für den Schreiner besondere Herausforderungen. Herausforderungen, die der Schreiner gerne annimmt, denn das Ergebnis seiner Anstrengungen ist dann ein wahrer Hingucker und ein echtes Unikat.
Einen solchen Hingucker baut auch der angehende Schreiner Finn Korölus als Gesellenstück. „Mein Couchtisch aus Nussbaum mit Akzenten aus Ahorn ersetzt die Couchtischlösung im Wohnzimmer meiner Familie. Bisher steht dort ein Sammelsurium aus mehreren kleinen Tischchen mit Glasplatten. Die werden nun ersetzt.“
Auszubildende im Schreinerhandwerk krönen ihre drei Lehrjahre mit dem Bau eines Gesellenstücks. „Von der ersten Produktidee über die Planung und Konstruktion bis zur Herstellung des Stücks liegt alles in meiner Hand. Für die Fertigung selbst haben wir 80 Stunden Zeit. Das ist echt sportlich, wenn das Stück aufwändiger herzustellen ist wie meines mit den vielen Schrägen“. Das Thema Schräge zieht sich durch das Gesellenstück des Schreinerazubis wie ein roter Faden. „Von schrägen Flächen über schräge Kanten findet sich an meinem Stück alles. Sogar der Schubkasten ist schräg und lässt sich in zwei Richtungen öffnen. Besonders herausfordernd war das Anbringen der Kanten. Denn durch die Schrägen war es echt schwierig, den Stoß der Kanten genau auf die Ecke der Möbelteile zu bekommen“. Auch über solche Detailfragen musste er sich also seinen Kopf zerbrechen. Eine Woche hat er nun noch Zeit, sein Gesellenstück zum Abschluss zu bringen und ihm den letzten Schliff zu geben.
„In meinem Ausbildungsbetrieb, der Schreinerei Dannecker in Holzgerlingen, sind wir im gehobenen Möbel- und Innenausbau unterwegs. Das bringt zwangsläufig mit sich, dass wir maschinell gut ausgestattet sind. Für das Anbringen einiger Schrägen musste ich dann aber trotzdem an meine Berufsschule, die Gottlieb-Daimler-Schule 2 in Sindelfingen fahren. Die Maschinen in den dortigen Werkstätten können schräger als die in meinem Betrieb. Auch ein computergesteuertes Bearbeitungszentrum findet sich in der Schule. Uns wurde dort die Möglichkeit angeboten, uns zur CAD-/CNC-Fachkraft ausbilden zu lassen. Diese Chance habe ich natürlich genutzt und das entsprechende Zertifikat erworben“, berichtet Finn Korölus
Gar nicht schräg fand es der angehende Schreinergeselle, mit einem Abitur in eine handwerkliche Ausbildung zu gehen. „Ich wollte nicht von der Schulbank auf dem Gymnasium gleich wieder auf die nächste Schulbank an der Hochschule wechseln. Mir ist es wichtig, auch mit den Händen zu arbeiten. Die praktischen Erfahrungen, die ich in den drei Jahren Ausbildung gemacht habe und was ich dabei alles gelernt habe, ist durch nichts ersetzbar. Das kann mir keiner mehr nehmen.“ Nach Abschluss der Ausbildung wird Finn Korölus nun aber doch erst einmal wieder die Schulbank drücken. Er beginnt ein duales Studium zum Bauingenieur in Bayern. Wichtig war ihm hierbei vor allem die Verknüpfung von Theorie und Praxis. So ist in das Studium, das bekanntermaßen den Wechsel von Phasen an der Hochschule mit Phasen in einem Betrieb beinhaltet, zusätzlich noch eine Ausbildung zum Betonbauer integriert.
Der Couchtisch wird erst einmal im Wohnzimmer seiner Eltern stehen bleiben, denn in seine Studentenbude in Bayern nimmt der Noch-Auszubildende den Couchtisch nicht mit.
Wer sehen will, wie schräg es in den nächsten Jahren im Wohnzimmer von Familie Korölus zugeht, der sollte sich zwischen Montag, dem 18. und Freitag, dem 22. Juli jeweils zwischen 9 und 17 Uhr Zeit nehmen. Das Gesellenstück von Finn Korölus wird im Rahmen einer Ausstellung zusammen mit einem guten Dutzend weiterer Gesellenstücke von anderen Auszubildenden in den Räumen der Kreissparkasse, Bahnhofstraße 8 in Böblingen, der Öffentlichkeit vorgestellt.

Bildunterschrift: Finn Korölus mit einem der schrägen Möbelteile

Text und Bild: Reiner Schmors

 

 

 

  

 
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