Automatisch besser

Entwicklungstendenzen der Automatisierungstechnik

 

Wohin geht‘s in der Industrie? Diese Frage beherrscht nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch die Berufsschulen in Deutschland. Da liegt es doch nahe, Vertreter beider Gruppen zusammenzubringen, um einen Austausch zu ermöglichen. Dieser Austausch fand nun in der vergangenen Woche an den Gottlieb-Daimler-Schulen 1 und 2 in Sindelfingen statt. Unter dem Schlagwort „Entwicklungstendenzen der Automatisierungstechnik“ versammelte sich eine bunte Mischung an Referenten aus dem Bildungsbereich und aus Firmen auf dem Smart Factory-Campus beider Schulen.

 

Umwälzungen in der Wirtschaftswelt schlagen sich auch immer in der Bildung nieder. Ohne Fachkräfte, die in der Industrie wissen, welche Hebel in Gang gesetzt werden müssen, läuft nichts. Nun stellt sich die Lage aber so dar, dass oft keine Hebel mehr betätigt werden müssen, sondern Roboter programmiert und bedient werden wollen. Somit müssen auch geeignete Fachkräfte geschult werden.

Hier treten Schulen wie die Gottlieb-Daimler-Schulen auf den Plan, die in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt haben. Damit das Schulpersonal immer auf dem aktuellen Stand bleibt, trafen sich in der vergangenen Woche Lehrer und Lehrerinnen aus ganz Baden-Württemberg auf dem Campus der Gottlieb-Daimler-Schulen, um sich auszutauschen und fortzubilden. Experten u.a. von Bosch, Siemens oder Kuka wurden für Vorträge engagiert, um die Aus- und Weiterbildung auf einem hohen Stand zu halten.

Besondere Beachtung und Bewunderung fand das Industrie 4.0-Projekt beider Schulen. „Die Teams von GDS 1 und GDS 2 erhielten von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen ein hervorragendes Feedback. Wir konnten deutlich machen, wie exzellent die Kollaboration hier auf dem Campus des Technischen Schulzentrums zwischen GDS 1 und 2 funktioniert,“ begeistern sich die Schulleiter der GDS-Schulen, Kerstin Oswald und Dr. Christian Hopf.

Doch was ist die Lernfabrik eigentlich? In der Lernfabrik 4.0 sammeln Schüler Erfahrung mit der vernetzen Arbeitswelt. „Hier wird ein „echtes“, selbst entwickeltes Produkt gefertigt, getestet und montiert auf selbst projektierten Anlagen – mit einer Fertigungstiefe von der Bestückung bis zum Spritzguss.“ erklärt Thomas Dorner, GDS-Lehrer und einer der Organisatoren der Fortbildung. Natürlich montieren die Schüler dort die Teile kaum noch selbst, sondern eigens programmierte Roboter und automatisierte Anlagen übernehmen den Großteil der Arbeit. Die Schüler können hier ihr Wissen aus dem Unterricht in der Lernfabrik anwenden, was für großes Interesse bei der Fortbildung sorgte.

Das Konzept einer Smart Factory ist dabei bereits vom Kultusministerium entworfen worden. Auch das Land hat erkannt, dass die Zukunft in der Erfassung und der Analyse von möglichst vielen Daten des Produktionsprozesses (Big Data) liegt. Die Energie- und Rohstoffersparnisse und genauere Fehleranalyse noch im Produktionszyklus durch effizientere Auswertung der Produktionsdaten sind nur einige Aspekte, die man erreichen möchte. In Zukunft werden sich daher auch Maschinenbauer mehr mit Software- und Netzwerktechnik auskennen müssen, um am Markt bestehen zu können. Wie kann man den Produktionsablauf der Anlagen auch digital nachbilden, um einzelne Produktionsschritte am PC nachverfolgen zu können? Was sagen meine Sensoren in den einzelnen Fertigungswerkzeugen über den Produktionsfortschritt oder über Produktionsfehler?

Grundfragen, die im Lernlabor nachvollzogen werden können und erklären, weshalb es die Lernfabrik an den GDS-Schulen gibt. Eigen ist der GDS-Lernfabrik dabei die Weiterentwicklung des Konzepts des Kultusministeriums. Die Konzeptentwicklung und Herstellung einer Powerbank, betrieben mit einer 1,5 Volt-Batterie, erfolgt dabei in Eigenarbeit auf dem Gottlieb-Daimler-Campus. „Auf dem Weg der Produktentstehung können wir alle Berufsfelder einbinden und abbilden, was einen großen Mehrwert für die Vernetzung der Bildungsgänge darstellt,“ freut sich GDS-Abteilungsleiter Christian Walter. Das fand auch der Landkreis und das Land Baden-Württemberg, die das Projekt der Gottlieb-Daimler-Schulen finanziell fördern. Ein Grund, warum der GDS-Campus ein guter Ort ist, an dem sich das Who-is-Who der Industrie 4.0-Branche treffen konnte, um die Lehrerschaft fortzubilden. Wenn die Lernfabrik im Juni offiziell und nicht mehr unter Corona-Bedingungen eröffnet wird, werden die Gottlieb-Daimler-Schulen bereit sein – nicht nur für die Lernfabrik, sondern auch darauf, sich für die Zukunft zu rüsten: mit noch intensiverem Einsatz von künstlicher Intelligenz.

 

 

 

Marianne Maier-Anderer und Christopher Humke

 

 

 
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