Annette von der Mülbe ist keine Unbekannte an der Gottlieb-Daimler-Schule 2 (GDS 2). Vor dem Lockdown hat sie mit geflüchteten Schülerinnen und Schülern mehrere Theaterstücke erarbeitet und mit großem Erfolg aufgeführt. Diese Arbeit setzt sie nun in der neuen Schulart AVdual (Ausbildungsvorbereitung dual) fort.
Man merke ihren neuen Schülerinnen und Schülern an, dass sie ganz besonders unter dem Lockdown gelitten hätten. „Das sind Jugendliche, die sonst wenig Möglichkeiten hätten, zur Sprache zu kommen“, stellt von der Mülbe fest. Deshalb gelte es erst einmal, das Selbstvertrauen der Teilnehmenden zu stärken. Ihr theaterpädagogischer Ansatz soll dabei helfen. Das Theaterstück folgt keinem Skript, sondern wird aus den biographischen Zusammenhängen der Schüler heraus entwickelt. Diese persönlichen Erfahrungen werden dann in Spielszenen übersetzt auf die Bühne gebracht. Jeder könne seine Stärken miteinbringen „Wenn jemand aus der Gruppe gut rappen kann, wird das in das Stück eingebaut.“ Außerdem lernten die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler bei der Theaterarbeit Empathie, indem sie sich in die Rolle einfühlen, Geduld, weil sie auch anderen Raum lassen müssten und Ausdauer. „Alles Fähigkeiten, die die Schülerinnen und Schüler neben den fachlichen Qualifikationen im Berufsleben dringend brauchen.“, so GDS 2-Schulleiter Dr. Christian Hopf.
Die Schulart AVdual, finanziert vom Kultusministerium, vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und dem Landkreis, gibt es seit dem Schuljahr 2021/22 im Landkreis Böblingen an mehreren Standorten. Einer davon ist die Gottlieb-Daimler-Schule 2 (GDS 2). Die neue Schulart richtet sich an junge Menschen, die Schwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz zu finden, weil ihre Schulbiografie nicht immer glatt verlaufen ist. Besonders im Übergang zwischen Schule und Beruf sind diese Jugendlichen schwer zu erreichen. Deshalb ist es das Ziel von AVdual, alle Jugendlichen fit für die Ausbildung zu machen. Engmaschig intensiv betreut werden die Schülerinnen und Schüler ganztätig von ihren AV-Begleiterinnen und Begleitern, die sich um Fragen rund um das wöchentliche Praktikum kümmern, den Lehrkräften und der Schulsozialarbeit. Fixe Gesprächstermine gibt es wöchentlich zur Besprechung des Lernfortschrittes, auf einen Lernbegleiter kommen fünf Schüler. Am Ende der Schulzeit soll für jeden der Hauptschulabschluss stehen, der auch im zweiten Anlauf abgelegt werden kann. Weitere Unterstützungsangebote sind Selbstbehauptungstrainings, durchgeführt von Trainern des Seehauses Leonberg. Zudem bietet der Jugendmigrationsdienst von inVia Projekte in den Klassen an.
Viele Fördertöpfe werden für Projekte im Rahmen von AVdual angezapft. Von der Mülbes Theaterspiel wird beispielsweise vom Förderprogramm des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend „Demokratie leben“ unterstützt.
Man darf jedenfalls gespannt sein, was sie mit ihrer Gruppe auf die Bühne bringen wird. Die Aufführungen sind nach den Pfingstferien geplant.
Bildunterschrift: "Banküberfall unter Coronabedingungen" - Schüler des AVdual toben sich beim Theater kreativ aus
Text: Marianne Maier-Anderer
Bilder: Annette von der Mülbe
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