Junge Menschen für Literatur und Poesie zu begeistern – geht das überhaupt? Viele meinen, die Jugend interessiere sich nur für Handys und Social Media. Der Berufspoet Harry Fischer beweist das Gegenteil: Mit Witz und Feingefühl schafft er es, jeden zum Poeten zu machen. In einem Workshop leitete er die SchülerInnen der GDS2 an und half ihnen dabei, selbst zu Dichterinnen und Dichtern zu werden. Gefühle und Gedanken wurden von Frisörauszubildenden aus drei verschiedenen Klassen sowie von Auszubildenden zur zahnmedizinischen Fachangestellten in Worte gefasst.
Auch eine Vorbereitungsklasse wirkte mit. Dies stellte eine Herausforderung dar, da es sprachliche Grenzen zu überwinden galt. Um den SchülerInnen den Zugang zu Poesie zu erleichtern, durften sie zunächst in einer Sprache ihrer Wahl schreiben. Texte wurden überwiegend in ukrainischer Sprache verfasst, aber auch auf Russisch, Mazedonisch, Rumänisch, Albanisch, Serbisch, Englisch und Deutsch. Anschließend wurden die fremdsprachlichen Texte von ÜbersetzerInnen ins Deutsche übertragen.
Mihail, 16, schreibt in seiner Muttersprache Mazedonisch über seine Wünsche für sein Heimatland. „Es tut gut, seine Gedanken einfach mal aufzuschreiben“, so der Sechzehnjährige, „man fühlt sich danach irgendwie besser“. Andere haben sich die schönen Seiten des Lebens zum Thema gemacht: Es geht um Liebe, die Schönheit der Natur und Zukunftswünsche. Aber auch der Krieg in der Ukraine wird thematisiert sowie Heimatverlust und Neuanfang. Entstanden sind selbstgestaltete, sehr persönliche Texte, in denen sich die Vielfalt der SchülerInnen widerspiegelt.
Zurückbleibt mehr, als nur die Erinnerung ans gelungene Projekt: Alle beteiligten SchülerInnen erhielten einen liebevoll gestalteten Gedichtband. Besonders stolz ist Nadja Klaiber, der Kopf hinter diesem Projekt, dass die jungen Autorinnen und Autoren ihre Werke heute bei einer Lesung im Forum der GDS2 dem Publikum präsentierten, zu dem auch der Schulleiter Herr Dr. Hopf und Frau Preslava Abel, die Integrationsbeauftragte der Stadt Sindelfingen, gehörten.
Die Zuhörer applaudierten begeistert, als die SchülerInnen ihre Gedichte vortrugen, wobei manche Texte für Gänsehautmomente sorgten und sehr berührten. Die Lesung rundete das Projekt erfolgreich ab. Aufgrund der positiven Resonanz wird nun überlegt, ob eine weitere Lesung stattfinden kann, um die Gedichte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Finanziert wurde das Projekt von der Bürgerstiftung Sindelfingen.