Die Mädchen sind selbstbewusster

VAB-Klassen führen Theaterstück auf

„Who the x is Shakespeare?“ fragen 14 geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene aus den Vorbereitungsklassen der Gottlieb-Daimler-Schule 2 in einem Theaterstück, das sie gemeinsam mit den Theaterpädagoginnen und Regisseurinnen Anke Marx und Annette von der Mülbe entwickelt haben.

„In diesem Theaterstück mitzuspielen, macht mir großen Spaß“, sagt die 19-jährige Iuliana aus Rumänien, die in „Who the x is Shakespeare?“ in die Rolle der besten Freundin der Protagonistin schlüpft. In dieser Rolle übernimmt Iuliana eine Funktion, mit der sie sich voll identifizieren kann: „Ich möchte meiner Freundin zeigen, warum sie sich nicht mit dem falschen Mann einlassen soll.“
Nicht nur in der Fiktion des Stückes, sondern auch bei dessen Entstehung spielt Girlpower eine entscheidende Rolle: Sehr viele Mädchen waren am Anfang sehr schüchtern“, erzählt die Theaterpädagogin Anke Marx von den Proben, die sie seit September letzten Jahres laufen:  â€žEs  ist erstaunlich, wie sie sich entwickelt haben. Diese Mädchen treten inzwischen sehr selbstbewusst auf und haben sich auch sprachlich weiterentwickelt.“ Weitere didaktische Erfolge seien die Vermittlung von Werten wie „Zuverlässigkeit, Disziplin, Teamplay“.
Das Selbstvertrauen wächst
Durch diese Entwicklung verändert sich die komplette Gruppendynamik innerhalb des Ensembles, das aus Geflüchteten aus Syrien, Mazedonien, Afghanistan, Rumänien, Pakistan und dem Irak im Alter von 17 bis 20 Jahren besteht: „Die Mädchen geben inzwischen machomäßig auftretenden Jungs auch außerhalb ihrer Rollen kontra“, so Anke Marx. Solche gruppendynamischen Prozesse anzustoßen und dabei Werte des mitmenschlichen Umgangs über kulturelle Grenzen hinweg zu vermitteln, ist eines der Ziele der Theaterprojekte von Anke Marx und Annette von der Mülbe, die seit einigen Jahren mit Unterstützung der Bürgerstiftung unter dem Vorsitz von Dr. Joachim Schmidt umsetzen.
Mit Improvisationsübungen steigen die beiden Regisseurinnen in diese Theaterprojekte ein. „Dabei vermitteln wir grundsätzlich Fähigkeiten wie das selbstbewusste Auftreten vor anderen Menschen und das deutliche Sprechen“, so Anke Marx. Im nächsten Schritt docken die Theatermacherinnen an die Lebenswelt der Schüler an, um daraus ein Stück zu entwickeln. Diesmal stand der Berufswunsch im Mittelpunkte: Deswegen spielt „Who the x is Shakespeare?“ in einem Friseursalon. Die weiteren Elemente des Stückes ergaben sich aus einer zunächst durchaus problematischen Gruppendynamik. „ Einige Mitglieder der Gruppe gingen sehr schnell in die Luft und wir mussten schlichten“, erzählt Anke Marx, die gemeinsam mit Annette von der Mülbe die Geschichte der „West Side Story“ mit dieser Situation assozierte. „So kamen wir schließlich zu Shakespeares „Romeo und Julia“, so Anke Marx. Zwei Liebende aus unterschiedlichen Kulturen müssen die Widerstände ihrer Familien überwinden. Sollen Mädchen studieren dürfen? Wie viel Einfluss dürfen ältere Brüder auf das Leben ihrer Schwestern nehmen? Unter anderen diese Fragen spielen bei der Ausarbeitung des Stückes eine Rolle. Dabei habe sich wieder einmal gezeigt, dass im Rahmen von Theater viele Themen verhandelbar seien, die sich im normalen Dialog miteinander zunächst als schwierig erweisen, so Anke Marx. Als besonders wertvoll erwies sich wieder einmal die Unterstützung  durch Lehrer, Sozialarbeit und Schulleitung der GDS2. „Unsere stärkste Spielerin hätte fast nicht auftreten können, weil ihr der Vater es verboten hatte“, erzählt Anke Marx.
Als ebenso unverzichtbar erweist sich die Kooperation mit der Bürgerstiftung Sindelfingen: Margit Wagner zapfte für das Projekt den Fördertopf „Demokratie leben!“ an. „Mit hat es besonders viel Spaß gemacht, die anderen Mitspieler und deren Kultur kennen zu lernen“, sagt die aus Mazedonien stammende 17-jährige Martina: „Dabei habe ich viel gelernt.“

 
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